Hereford
Wenn es gilt, grünes, für den Menschen unverdauliches Gras in für ihn bekömmliche große, saftige Steaks zu verwandeln sind die Herefords erste Wahl. Diese lediglich mittelgroße Fleischrasse ist wie geschaffen, um auf den saftigen Weiden Mittelenglands nur und ausschließlich grasend groß und stark zu werden. Bei den hierzulande üblichen Kraftfutterergänzungen neigen die Herefords folglich zur grenzenlosen Verfettung. Ihr Markenzeichen ist der weiße Kopf. Wuchtig auf einem breiten Hals ruhend lugt er aus der sie umhüllenden fuchsroten Decke hervor. Diese scheint förmlich unter der Fleischfülle zu platzen. Der helle Kopf ist weltweit bekannt nicht zuletzt,weil das Konterfei viele Cornedbeefbüchsen ziert. Die darauf abgebildeten hellen nach unten geschwungenen Hörner fehlen inzwischen den meisten Herefords. Sie sind genetisch hornlos und das nennen die Engländer „polled“.
Piemonteser
Knackig (wie die aus der Mon- Cherie Werbung bekannte Kirsche) ist - kurz und knapp - auch die zutreffende Charakterisierung des Rindes aus dem Piemont, einer Region im westlichen Norditalien. Die Rasse stellt eine gelungene Synthese aus alpinem Höhenvieh und podolischen Rindern dar, die durch einen Spritzer Zebublut aus dem fernen Indien seinen ganz besonderen Adel erhält. Beleg für die fernöstliche Einmischung sind die gespaltenen Dornfortsätze an den ersten Brustwirbeln. Das weit ausladende Hinterteil wird bei den nur mittelgroßen grauweißen Rindern durch die wohl geformten Schultern und die mächtige Nacken- Halspartie ausbalanciert. Das Vorne und Hinten ist verbunden durch einen langen breiten Rücken, der größte Fleischfülle verspricht. Angetan von den formvollendeten Figuren sollte man dennoch bei der Einkreuzung von Piemontesern Vorsicht walten lassen, da Doppellendigkeit bei ihnen nicht selten ist.
Chianina
Im Val di Chiana ist der Ackerboden so schwer, daß er sich nur mit starken Treckern bearbeiten läßt. Die heimische Rinderrasse, die Chianina, besitzen die dafür notwendigen Eigenschaften. Gerühmt wird sie schon in den ersten landwirtschaftlichen Lehrbüchern, die vor mehr als 2000 Jahren im alten Rom verfasst wurden. Bis heute gilt sie als die größte Rinderrasse der Welt. Geradezu legendär ist der Bulle „Donetto“ der seinerzeit 1750 Kilo auf die Waage wuchtete. Die weißen Riesen der Toskana bestechen nicht nur durch ihre schiere Größe, auch durch das tiefe Kohlschwarz der Augenumrandung, des Flotzmauls und der Schwanzspitze, das mit dem matt glänzenden Porzellanweiß ihres Fells kontrastiert. Jenseits des Atlantiks war der Einsatz von Chianinabullen in den Fleischrinderherden nur mäßiger Erfolg beschieden. Superstars sind aber die mehr als 2 Meter großen Ochsen bei den in den USA recht beliebten „Oxpulling“ Wettbewerben.
Rotbunte Holsteiner
Seit Gregor Mendel wissen wir, warum schwarzbunte Kühe rotbunte Kälber bekommen, auch wenn der Vater nachweislich schwarzbunt ist. Die Fellfarbe Schwarz ist dominant. So kann sich das rezessive Rot under cover in der HF-Zucht verbreiten. Die ausgemeldeten Rotbunten sind sicher reinerbig und bei anderen Rassen sehr beliebt zum Aufpeppen der Milchleistung wie etwa beim Fleckvieh. In einigen deutschen Regionen hat man sich schon in früheren Jahren ganz den Rotbunten zugewandt so etwa im Westen oder im Norden. Während die Westfalen eher an an einer Steigerung der Milchleistung interessiert waren, um den nahen Kohlenpott mit Frischmilch zu versorgen, konzentrierten sich die Holsteiner eher auf das Muskelwachstum, um ihre fetten Marschweiden möglichst effektiv zu nutzen ohne großen Arbeitsaufwand. Auch anderswo hätten Mäster gerne die nordischen Bodybuilder in ihren Ställen, wenn sie nur welche bekommen könnten.